Xiangli Tong-Schmidt + Qiang Lu

Brot zum Frühstück, Schützenfest und Bier aus dem Wasserhahn.

Xiangli Tong-Schmidt und Qiang Lu arbeiten seit 2012 beziehungsweise 2016 beim Ingenieurbüro Schmidt in Schmallenberg und Lennestadt. Die beiden haben einen langen Weg von China bis ins Sauerland hinter sich und fühlen sich hier sehr wohl. Im Gespräch mit „WOLL“ (Magazin für die Sauerländer Lebensart) erzählen sie von den Unterschieden zwischen ihrem Herkunftsland und dem Sauerland, von ihrem Lebensweg und was sie vom Sauerländer Schützenfest halten.

„Schnee und Natur fallen mir als Erstes ein, wenn ich das Wort Sauerland höre“, erzählt Xiangli Tong-Schmidt, und ihr Kollege stimmt ihr zu: „Mir auch. Natur und Wandern.“ Den Chinesen gefallen die Arbeit und auch der Standort Schmallenberg sehr gut. „Die Leute in Schmallenberg sind sehr nett! Besonders unser Chef, der Herr Schmidt, ist ein guter Mensch“, sagt Qiang Lu. Seine Kollegin ergänzt: „Ich finde es hier sehr schön. Die deutsche Lebensweise ist viel angenehmer als die chinesische, hier hat man weniger Stress.“

So richtig beim Schützenfest mitgefeiert haben beide noch nicht, bisher haben sie aus sicherer Entfernung zugeschaut. „Ein Kollege hat mir gesagt, da musst du viel Bier trinken, dann kannst du Schützenkönig werden“, lacht der 41-jährige Qiang Lu. „In China haben sie mir schon vor 20 Jahren erzählt, dass es in Deutschland zwei Wasserhähne gibt: Aus einem kommt Wasser und aus dem anderen fließt Bier.“ 

Wie wird Schmallenberg in zehn Jahren aussehen? Auch auf diese Frage hat Xiangli Tong-Schmidt eine Antwort: „Ich glaube, dass vieles so bleibt, wie es ist. Es ist einer der Vorteile in Deutschland, dass alles sehr stabil ist. Wenn man positiv denkt, dann ist es konstant, wenn man negativ denkt, dann ist das konservativ.“ Ihr Kollege ergänzt: „Ich habe ein Foto von der Oststraße um 1980 gesehen. Es hat sich bis heute fast nichts geändert. Ich hoffe nur, dass die jungen Leute hierbleiben. Denn das ist für die Wirtschaft und alles andere besser.“

Ist China moderner als das Sauerland? „In China braucht man kein Bargeld, da alles mit dem Handy bezahlt werden kann. Hier geht das nicht überall“, schildert Qiang Lu. China hat sich nicht so früh entwickelt wie Deutschland. „In Deutschland sind die Systeme schon besetzt. In China gab es früher nichts und jetzt ist auf einmal alles da. Wenn sie dort etwas bauen, neues Internet zum Beispiel, dann ist das sofort der höchste Standard“, erklärt Xiangli Tong-Schmidt. 

Xiangli Tong-Schmidt und Qiang Lu sind Han-Chinesen und gehören damit zur größten Volksgruppe der Welt. In China machen sie 92 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. „Heute ist fast alles gleich. Nur ganz weit weg, beispielsweise in Tibet oder in Xinjiang, gibt es andere Minderheiten. Vom Aussehen bis zur Kultur, alles ist anders“, beschreibt die Chinesin. Ihr Kollege nennt ein anschauliches Beispiel: „Wenn ich nach Bayern fahre, kann ich dort auch verstehen, was die Leute sagen. Aber in China kann man das nicht verstehen. Das Schreiben ist gleich, aber die Aussprache ist völlig anders.“

Im Schmallenberger Alltag der Chinesen finden sich natürlich auch kulturelle Unterschiede. Ein gemeinsamer chinesischer Kollege hat den Chef des Ingenieurbüros Schmidt immer mit „Herr Schmidt“ angesprochen, obwohl dieser wollte, dass er ihn beim Vornamen nennt. „Er hat monatelang gebraucht, um ,Ferdinand‘ zu sagen. In der chinesischen Kultur darf man das nicht. Er ist nicht nur der Chef, er ist auch älter und ein erfahrener Ingenieur, den man zu respektieren hat“, erläutert Xiangli Tong-Schmidt. 

Link zum vollständigen Interview im WOLL-Magazin.